Soziale Teilhabe und COVID-19
Die COVID-19-Pandemie hat Einrichtungen der stationären Altenpflege vor enorme Herausforderungen gestellt. Neben dem Ansteckungsrisiko droht dabei auch die Einschränkung sozialer Teilhabe. Was genau soziale Teilhabe ist, lässt sich garnicht so leicht sagen. Wie eine Übersicht wissenschaftlicher Artikel zeigt, werden in der Fachwissenschaft insbesondere fünf Themen unter dem Schlagwort sozialer Teilhabe (engl. social participation) besprochen: Das Engagement in sozialen Rollen, z.B. in Form von religiösen Gemeinschaften oder Sportvereinen, die zwischenmenschliche Interaktion, das gemeinsame Nutzen von Ressourcen, die aktive Teilhabe an Tätigkeiten und die individuelle Zufriedenheit. Wer beispielsweise in einem Chor singt oder in einem Fußballverein als Platzwart den Rasen mäht, engagiert sich in Gemeinschaft. Das Beispiel zeigt bereits, dass nicht immer alle dieser fünf Elemente vertreten sein müssen: Man kann auch durch Zuschauen an einem Spiel teilhaben und muss nicht selbst aktiv mitspielen.
Hier wird bereits deutlich: Wie sich soziale Teilhabe konkret ausdrückt ist von Person zu Person unterschiedlich. Dies hängt nicht nur mit den jeweiligen Fähigkeiten einer Person zusammen, sondern auch mit der Präferenz, wie häufig sie an gesellschaftlichem Leben teilnehmen möchte. Es geht also vor allem darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Menschen die Möglichkeit haben ihre gesellschaftliche Rolle wahrzunehmen, mit anderen in Kontakt zu treten und darin Erfüllung zu erfahren. In Bezug auf Maßnahmen zur Ermöglichung sozialer Teilhabe in Altenpflegeeinrichtungen lassen sich hauptsächlich drei Bereiche unterscheiden:
- Der Kontakt von Bewohnerinnen und Bewohnern zu Freunden und Familien außerhalb der Einrichtung
- Das Gemeinschaftsleben innerhalb der Einrichtung
- Die sinngebende Beschäftigung von Bewohnerinnen und Bewohnern
Diese drei Bereiche sind ein Ausschnitt des Themas soziale Teilhabe, umfassen also nicht alle Elemente. So wäre es beispielsweise denkbar, dass politisches oder soziales Engagement eine größere Rollen spielen: Wenn Sie also beim Lesen weitere Gedanken zum Konzept soziale Teilhabe entwickelt haben, dann schreiben Sie uns doch hier.
Die COVID-19-Pandemie und darauf reagierende Schutzmaßnahmen erschweren alle Bereiche der Förderung sozialer Teilhabe. Dabei ist es wichtig, sich über die jeweiligen Infektionsmaßnahmen und die relevanten Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts auf dem Laufenden zu halten. Quarantäne hat psychosoziale Folgen, die vor allem vulnerable Gruppen, wie z.B. Menschen mit Demenz, treffen. Deshalb gilt es, auch unter diesen Bedingungen soziale Teilhabe so gut als möglich zu gewährleisten. Die S1-Leitlinie „Soziale Teilhabe und Lebensqualität in der stationären Altenhilfe unter den Bedingungen der COVID-19-Pandemie“ gibt deshalb Empfehlungen zur Ermöglichung sozialer Teilhabe. Durch die Bereitstellung expertenbasierten Wissens soll geholfen werden, ethische Konfliktsituationen abzumildern und einen Beitrag zur Handlungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen zu leisten. Auf dieser Internetseite werden außerdem die Erfahrungen aus der alltäglichen Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Maßnahmen zu Kontaktaufrechterhaltung, Gemeinschaftsaktivitäten und sinngebender Tätigkeiten gesammelt. Die Erfahrungsberichte sollen dazu dienen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voneinender lernen und überregional in ein Gespräch miteinander treten. Natürlich passt nicht eine Maßnahme auf alle Personen, die Internetseite stellt deshalb einen „Werkzeugkasten“ von Maßnahmen zusammen: Hier geht es zu den Beiträgen.
Haben wir Ihr Interesse am Thema soziale Teilhabe und COVID-19 geweckt? Dann hören Sie sich gerne auch ein Interview mit Prof. Dr. Margareta Halek beim Podcast Übergabe an.