„In der Einrichtung selbst haben wir schon Ende Februar ein sehr strenges Hygienekonzept verfolgt, da wir eine ausreichende Menge an persönlicher Schutzausrüstungen hatten, die es uns ermöglichte, schon früh alle Mitarbeiter mit medizinischem Mund-Nase-Schutz und Schutzkleidung auszustatten und in Schulungen auf die besondere Gefahr des SARS-CoV-2 hinzuweisen. Durch das Betretungsverbot und strenge Hygienemaßnahmen, war es uns möglich, die Bewohner als Bezugsgruppe zu definieren, so dass hier untereinander kein Abstand eingehalten werden musste und alle internen Beschäftigungs- und Betreuungsangebote weitergeführt werden konnten. Es wurde nur dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter*innen durchgehend den Abstand eingehalten und medizinischen Mund-Nase-Schutz getragen haben, so dass selbst ein Unterschreiten des Mindestabstandes (was in der Pflege und Betreuung von Senioren unerlässlich ist) ein kalkulierbares Risiko darstellte.“
Leitung des Pflegedienstes einer Einrichtung in Niedersachsen
Schutzkleidung ist notwendig und wird auch vom Robert-Koch-Institut empfohlen. Die ausreichende Versorgung mit Schutzmaterial ist hierbei von besonderer Wichtigkeit. Das Tragen von Schutzkleidung hat dabei negative Auswirkungen, beispielsweise die Verfremdung des Aussehens durch Schutzkittel oder Schwierigkeiten bei der Kommunikation aufgrund des Mund-Nasen-Schutzes. Auch berichteten einige Mitarbeiter*innen von Altenpflegeeinrichtungen von der Verschlechterung des Hautbildes und schnellerer Erschöpfung aufgrund des Tragens von Schutzkleidung.
In Bezug auf das Tragen von Einweghandschuhen ist besonders wichtig:
- Die Berührung mit Handschuhen kann für Bewohner*innen ggf. auf der Haut unangenehm sein oder als fremd erlebt werden, wobei viele Bewohner*innen an die Berührung mit Handschuhen gewöhnt sind.
- Wenn das Nutzen von Handschuhen bei den Berührungen notwendig ist, kann durch eine fachliche Erklärung oder Erläuterung emotionalen Ablehungserfahrungen vorgebeugt werden. Es wird dann, falls notwendig auch mehrfach, erklärt, wieso Handschuhe getragen werden. Hierdurch soll dem Eindruck entgegengewirkt werden, dass Mitarbeiter*innen Handschuhe tragen, da sie Bewohner*innen nicht berühren wollen und der Hygiene-Aspekt in den Vordergrund gestellt.
- In der S1-Leitlinie wird angegeben, dass bei Menschen mit Demenz möglicherweise die Berührung mit Handschuhen eine große Hürde darstellen kann. Deshalb kann hier unter Umständen nach sorgfältiger Handhygiene alternativ die direkte körperliche Berührung gewählt werden.
- Auch kann das Tragen von Handschuhen die taktile Erfahrung der Mitarbeiter*innen verändern und wichtige Informationen können erst später wahrgenommen werden (z.B. trockene Haut). Es muss also mehr versucht werden, diese Informationen durch Anschauen oder Nachfragen zu erlangen.
- Nicht auf alle körperbezogenen Angebote hat das Tragen von Handschuhen eine Auswirkung, da beispielsweise beim Waschen ein Waschlappen benutzt wird oder eine Massage generell auf der Kleidung gemacht wird und so der Berührungsaspekt der Handschuhe relativiert werden kann.