„Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes während des gesamten Dienstes verwirrt einige Bewohner sehr (vor allem Bewohner mit einer Demenz, die kognitiv nicht in der Lage sind, zu verstehen, warum dieser Schutz notwendig ist). Bewohner haben keine Möglichkeit die Gestik und Mimik der Mitarbeiter zu lesen und haben durch den Mundschutz große Schwierigkeiten die Mitarbeiter zu verstehen. Das Gesagte wird gedämpft, außerdem ist Lippenlesen nicht möglich.“
Leitung des sozialen Dienstes in einer Einrichtung in Baden-Württemberg
Das Robert-Koch-Institut empfiehlt das Tragen von Mund-Nasen-Schutz (MNS) auch außerhalb der direkten Versorgung von COVID-19-Patienten. Dies ist vor allem der Fall, wenn Bewohner*innen nicht selbst Abstand halten können oder wenn naher Kontakt besteht, z.B. bei der Körperpflege. Dabei zeigte es sich, dass es teilweise für Bewohner*innen aufgrund der MNS schwerer war, die Mimik der Mitarbeiter*innen abzulesen und sich zu verständigen. Insbesondere für Menschen mit Hörproblemen oder Demenz führte dies zu Fremdheitserfahrungen. Das galt nicht nur in der Interaktion mit Mitarbeiter*innen, sondern auch während der Besuche. Mitarbeiter*innen berichten, dass das Arbeiten mit Maske anstrengender sei. Von den befragten Einrichtungen wurden deshalb folgende Maßnahmen empfohlen:
- Es wurde mit den Bewohner*innen besprochen, warum sie einen Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Es gelte auch, wiederholt an das Tragen von Masken zu erinnern (insbesondere bei Bewohner*innen mit Demenz).
- Es sei wichtig, die Maskenpflicht möglichst niedrigschwellig zu erklären. Poster und Informationsaushänge mit Bildern und einfachen Informationen können hier hilfreich sein.
- Wenn genügend Abstand zwischen Mitarbeiter*in und Bewohner*in bestünde, könne der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden, um den Bewohnern ein Lächeln zu zeigen.
- Es wurde ebenfalls vorgeschlagen, lustige Masken gemeinsam mit den Bewohner*innen vor dem Spiegel aufzusetzen oder diese ins Nähen von Behelfsmasken einzubeziehen.
Wie die jeweilige Interaktion mit Mund-Nasen-Schutz zwischen Mitarbeiter*in und Bewohner*in gestaltet wird, hängt dabei von vielen verschiedenen Faktoren, dem bestehenden Verhältnis zueinander, den Bedürfnissen, den kognitiven Fähigkeiten, etc., ab. Primär ist hierbei das Sicherheitserleben der Bewohner*in wichtig.
- Deshalb ist es wesentlich, auf die Reaktion der Bewohner*in während der Interaktion zu achten und ggf. die Kommunikation anzupassen.
- Achtsame Kontaktaufnahme: Gesten, Sprachmelodie und Sprechgeschwindigkeit müssen angepasst werden und ggf. Symbolkarten zu Hilfe genommen werden. Ganz generell ist dabei das alltägliche Zeigen von „gestisch-kommunikativem Handeln“ zu unterscheiden: Durch das Erlernen und Reflektieren dieser Kommunikationsform kann langfristig die Beziehungsgestaltung – auch die Kommunikation mit Mund-Nasen-Schutz – unterstützt werden.
- Es kann bedrohlich wirken, wenn sich mit Schutzkleidung von oben genähert wird. Um hier nicht erschreckend zu wirken, ist die sorgsame Begegnung „auf Augenhöhe“ mit den Bewohner*innen zu beachten. Beim Tragen von Schutzkleidung muss ebenfalls besonders bedacht werden, dass Bewohner*innen, die generell an einer Psychose leiden, hierdurch ggf. Angstzustände erfahren könnten.
- Es kann außerdem verbal kommuniziert werden, dass das Tragen der Masken die Bewohner*innen schützen und keine Ablehnung ausdrücken soll. Einfach und verständlich formulierte Informationen zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Öffentlichkeit finden sich auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
- Es ist wichtig die Interaktionsgestaltung mit Schutzkleidung zu dokumentieren und im Team zu reflektieren. Auch die S1-Leitline empfiehlt, dass bei Wahrung des 1,5 Meter-Abstands durchaus eine Maske kurzzeitig abgenommen werden kann, um z.B. Emotionen zu zeigen oder wichtige Informationen zu kommunizieren. Dies ist jedoch nicht der Fall, wenn ein Atemschutz bei der Betreuung von Bewohner*innen mit bestätigter Infektion oder Verdachtsfällen von COVID-19 genutzt wird.
- Aktuell wird ebenfalls von verschiedenen Firmen und Start-Ups an transparenten Masken gearbeitet, hier fehlt es derzeit aber noch an der wissenschaftlichen Überprüfung ihrer Wirksamkeit.